Die Gebäulichkeiten des Gemeindevereins
Anfänge des Gemeindevereins
Ehemaliges Sennerei Gebäude. Nach gegenseitiger Anregung versammelten sich am 13. Dezember 1863 verschiedene Persönlichkeiten zur Gründung eines „Unterhaltungs- und Fortbildungsvereins“ Wettswil. Bereits im folgenden Jahr wurden verschiedene, wichtige, landwirtschaftliche Themen diskutiert. Der damalige Gemeindepräsident Huber gab im Jahre 1875 vor den versammelten Vereinsmitgliedern folgende Erklärung ab: „Der Gemeinderat wünscht, dass die Versammlungstätigkeit des Gemeindevereins zum öffentlichen Wohle der Gemeinde und im Besonderen für die Landwirtschaft, sofort aufgenommen wird.“ Damit nahm eine enge Zusammenarbeit zwischen Gemeindebehörde und Gemeindeverein ihren Anfang. Der Sinn und Zweck war das Wohl der Bauern sowie der genossenschaftliche Hintergrund, vor allem im Landwirtschaftlichen Bereich. Noch in der gleichen Sitzung wurde der „genossenschaftliche An- und Wiederverkauf notwendiger landwirtschaftlicher Waren“ beschlossen.
Aus der Festschrift „Jubiläum 140 Jahre Gemeindeverein“, verfasst vom damaligen Präsidenten Gusti Dorigo, kann entnommen werden, dass im ersten Warensortiment folgende historische Rosinen der Vergangenheit angeboten wurden: Türlistrichi, Schwefelschnitten, Schnapsglesli, Lampenglässchen, Dochten, Schwefelzundhölzer, Geiselstöcke für Kühe, Ochsen und Pferde, Zwick, Wibeerizeltli, Halbleinenhosenstoff, Fassbürsten, Flaschenputzer, niedere Nachttöpfe à 70 Rappen, höhere Nachttöpfe à 1 Franken per Stück. Zur Gratisabgabe an Raucher bzw. Käufer, wurden dem Depothalter zwei rollen Schwefelzundhölzer bewilligt, mit der Verpflichtung, damit „sparsam“ umzugehen. Bald wurde auch Räss- und Magerkäse sowie Koch- und Tafelbutter verkauft. Die erste Einsiedbutter wollte aber niemand, so dass der Depothalter beauftragt wurde, diese vorerst einzusieden und erst dann den Kunden anzupreisen. Die oft miserable Käsequalität wurde hie und da zum Dorfgespräch. Der erste Jahresumsatz mit Konsumwaren ergab für den Depothalter einen Jahreslohn von Fr. 773.60, ohne Kinderzulagen und Ferien.
Der Bau der Zürcher Ziegelei im Jahre 1896 brachte für das Konsumgeschäft vermehrten Auftrieb und es wurde bereits ein Umsatz von Fr. 19‘000, erzielt. Trotz dieser für damals grossen geschäftlichen Tätigkeit durfte der Gemeindeverein im Wettswiler Dorfleben der unbestrittene Mittelpunkt bleiben.
Folgende Protokollauszüge illustrieren das Vereinsleben der weiteren 43 Jahre vor dem zweiten Weltkrieg:
- 1921 Ein Korbflechterkurs sowie eine wohlgelungene Mitgliederreise in den VOLG Winterthur hat allen Teilnehmern gefallen. Die Reiseroute führte über Stallikon, um den Nachbarn zu bekunden, dass Wettswiler reisten.
- 1923 Unser zuverlässiges Dorfbaugeschäft Heinrich Landis erhält den Auftrag, am Konsumgebäude eine betonierte Rampe zu erstellen, welche 70 Franken kostet. Einem armen Einwohner ohne Grabmal wurde aus der Geschäftskasse eine Grabtafel gekauft. Ein Lichtbildervortrag von Lehrer Hinderer über eine Deutschlandreise findet grosses Interesse.
- 1924 Anlässlich eines Besuches der Landwirtschafts-Ausstellung Winterthur werden die technischen Fortschritte bei landwirtschaftlichen Maschinen als grossartig befunden.
- 1926 Die Anschaffung einer elektrischen Kaffeemühle im Konsumdepot ersetzt für das Personal den lästigen Handbetrieb.
- 1927 Der Umbau des Pferdestalles in der Sennerei in ein Schlachtlokal der Viehversicherung bildet ein Dorfgespräch. Mit einem Mauserkurs will man künftig den lästigen Vierbeinern mit mehr Erfolg zu Leibe rücken. Die Bekanntmachung, dass irgendwo im Kanton Zürich Versuche mit chemischen Baumspritzung gemacht wurden, löst eine laute Diskussion aus und die Meinungen gehen weit auseinander. Katastrophale Unwetterschäden in der ganzen Schweiz ermahnen, wie schicksalsverbunden der Beruf unserer Bauernsame ist.
- 1932 Der erste Halt eines Migros-Verkaufswagens war für den Gemeindeverein ein Ereignis besonderer Art. Als stille Gegenreaktion bezahlte die Geschäftskasse an 57 Teilnehmer die Reisekosen einer fröhlichen Carfahrt mit Robert Hafner. Die Gründung einer selbständigen Maschinengenossenschaft war ein fortschrittlicher Verdienst der Gebrüder Hermann und Alfred Baur.
- 1935 Ein interessanter Fleischverwertungskurs endete mit einem fröhlichen Wurstschmaus im Gasthaus „Adler“. Dem Ankauf einer Büchsenverschliessmaschine wurde spontan zugestimmt. Die Benützung war gratis.
- 1936 Der Verkauf der Wettswiler-Milch an den Milchverband garantierte in der Folge geregelte Michabnahme und Milchgeld.
- 1937 Begeistert hat eine Rotpfeilreise nach Lugano stattgefunden. All die vielen Reisen, die im Schosse des Gemeindevereins durchgeführt wurden, haben immer einen positiven Wert für unsere Dorfgemeinschaft. Sie schlichten Böses, Dorfklatsch, Neid und Hass und sie vertreiben die Alltagssorgen und schmieden Freundschaftsbande, die während schweren Zeiten nützlich sind.
Auch heute ist der Vorstand des Gemeindevereins bemüht, den Sinn und Zweck des Gemeindevereins zu "leben". Dieser bezweckt heute die Förderung kultureller und gemeinnütziger Bestrebungen sowie Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls in der Gemeinde Wettswil am Albis.
Gerne gibt der Vorstand interessierten Persönlichkeiten Auskunft über die Aktualitäten.
Standort
Schautafel 6, Sennerei, Poststrasse 3